Ein Jahr Zeit hat die Überarbeitung meines Erstlingswerkes „Und nichts die Stunde uns wiederbringen kann“ gedauert und nun steht die Veröffentlichung kurz bevor. Jener Roman, der zwar im Jahr 2002 veröffentlicht wurde, aber dessen ersten Zeilen bereits Anfang der Neunziger zu Papier gebracht wurden.
Warum kommt man auf die Idee, einen Roman, der vor nunmehr vierzehn Jahren veröffentlicht wurde, zu überarbeiten und in einem neuen Gewand herauszubringen? Das fragt sich sicher der eine oder andere.
Wie so oft im Leben kann man eben nicht alles mit Logik erklären. Es war mir einfach ein Bedürfnis, es war ein Gefühl, dass ich es der Geschichte schuldig bin, sie noch einmal in Form zu bringen, nachdem die erste Printversion nicht dem entsprach, was ich mir vorstellte. Habe ich doch gerade diesen Roman, der als erstes veröffentlicht wurde, als mein Herzblut angesehen.
Beim Überarbeiten der Geschichte fühlte ich mich in diesem Empfinden mehr als bestätigt. Es war eine tolle Erfahrung, einer Geschichte, die man einst Anfang der Neunziger begann zu schreiben, wieder so nah zu sein.
Es ist die Geschichte der Jugend der 80er. Sie suchten nach der perfekten Welt, wie alle jungen Menschen jeder Generation es taten. Damals war die Welt noch getrennt in Ost und West. Um über die Grenzen der Länder miteinander in Kontakt zu bleiben, schrieb man sich Briefe, so ganz altmodisch auf Papier. Man steckte das Blatt Papier in einen Briefumschlag, klebte eine Briefmarke drauf und warf den Brief in einen Briefkasten. Dann wartete man Wochen auf eine Antwort. Telefonieren über die Ländergrenzen hinaus gehörte damals noch zum Luxus. Nicht wie heute, wo man den Internetzugang und die damit gebotenen Plattformen zum Telefonieren über die Landesgrenzen, ja sogar über Kontinente hinaus nutzt.
Eine Zeit ohne Facebook, Instagram, Twitter, Whatsapp und wie sie alle heißen. Heutzutage ist es ein leichtes, mit vielen Leuten – wenn es dann gewollt ist – in Kontakt zu bleiben. Damals war es schon eine Herausforderung, mit verschiedenen Leuten über die Landesgrenze in Verbindung zu bleiben. Diente zur Kommunikation meist eben nur der bereits schon erwähnte Briefaustausch und vielleicht mal ein Telefonat. Damals war man nicht ständig im Bilde darüber, wo die anderen gerade waren, was man gerade tat, welchen Trends man folgte. Keine fotografischen Selbstdarstellungen, keine Offenlegung der Privatsphäre. Für manche ist diese Welt des Social Networks ein Fluch, für andere ein Segen. Aber jeder kann für sich entscheiden, wie und ob man diese Plattformen nutzt.
Die Welt ist im einundzwanzigsten Jahrhundert anderen Bedrohungen ausgesetzt und die Jugend von heute wächst damit auf und lernt damit umzugehen, so wie wir damals mit der Trennung Europas in Ost und West aufwuchsen.
Beim Überarbeiten des Romans ist mir bewusst geworden, dass es sich bei dieser Geschichte ein Stück weit um ein Zeitdokument der 80er Jahre handelt, und dass Romane ein Lebensgefühl vergangener Zeiten zum Leben erwecken können.
Immer wieder bin ich von Lesern angesprochen worden, ob ich nicht einen Fortsetzungsroman schreiben würde. Als die Überarbeitung des Romans abgeschlossen war, habe ich lange darüber nachgedacht, ob die Geschichte weitergehen könnte. War doch für mich die Geschichte, so wie sie damals endete, erzählt.
Einen Fortsetzungsroman zu schreiben kam für mich nicht in Frage, aber irgendwie war es auch für mich nicht uninteressant, mir die beiden Hauptfiguren des Romans ,Pia und Felizitas, in der heutigen Welt vorzustellen…und so entstand ein weiteres Kapitel..coming out soon.
Claudia Lekondra