Gewohnheit, Sitte & Brauch ...

Nun ist es endlich soweit. Die weihnachtliche Beleuchtung auf den Straßen und in den Schaufenstern der Geschäfte wird angeschaltet und lässt so die dunkle Jahreszeit etwas heller und freundlicher erscheinen. Adventszeit! Endlich kann Zuhause wieder im Keller und auf Dachböden in den Kisten mit der Aufschrift „Weihnachtsdekoration“ gestöbert werden. Entzückt verteilt man seine mühevoll in den Jahren zusammengetragene Weihnachtsdekoration im Haus oder Wohnung und kommt oftmals nicht umhin, auch in dieser Weihnachtssaison während der Weihnachtseinkäufe seine Dekorationssammlung zu erweitern. Hierbei ist es im Übrigen egal, ob man, wie früher üblich, durch die Geschäfte und Kaufhäuser stöbert und dort den neuesten Dekorationstrend begegnet oder ob man sich von der Welt da draußen zurückzieht und sich beim Weihnachts-Shoppen im Internet bewegt. Die Versuchungen lauern überall. So schauen wir erfreut der vorweihnachtlichen Zeit entgegen, die mit den alle Jahre wiederkehrenden Aufgaben und Events auf uns wartet mit dem Ziel, dass bis Heiligabend alles erledigt ist und wir uns entspannt den Weihnachtsfeiertagen widmen können. Dass diese Feiertage oftmals eine wahre Herausforderung sind und der eine oder andere Tag so gar nichts mit Entspannung zu tun hat, muss an dieser Stelle sicher nicht extra erwähnt werden. Die Weihnachtsgegner unter Euch werden jetzt sicher rufen: genau, und darin einmal mehr ihre Bestätigung finden, warum sie Weihnachten und alles drum herum ablehnen. Auf die jeweiligen Argumente, warum man dafür oder dagegen sein kann, will ich hier nicht eingehen. Vielmehr geht es mir um die Frage, was einem jeden Einzelnen Weihnachten bedeutet. Abseits von dem, was uns die Religion und der Kommerz versuchen einzureden. Mal losgelöst von negativen Erfahrungen, jährlich wiederkehrenden Erwartungen und anerzogenen Traditionen.

In den letzten Wochen habe ich mich mal umgehört und nachgefragt: Was bedeutet Dir persönlich Weihnachten? Interessant hierbei, dass ich immer wieder zu hören bekam, dass es eben die Traditionen sind, die hier einen hohen Stellenwert haben, denen man gern folgt und die man mit den Menschen teilt, die man liebt. Ist es wirklich immer möglich, Weihnachten mit den Menschen zu verleben, die man liebt? Und wenn das nicht möglich ist, ist Weihnachten dann weniger Wert? Was bedeutete einem dann Weihnachten? Haben in unserem Leben nicht längst andere Gewohnheiten und andere Menschen ihren Platz gefunden, die einem ebenso wichtig sind? Kann man Weihnachten nicht los lösen von Traditionen? Ist es nicht möglich, Weihnachten getrennt von Überlieferungen, Bräuchen und Sitten zu betrachten?

Ich habe bei meinen Gesprächen über Weihnachten herausgehört, dass die Menschen sich eben mit den weihnachtlichen Traditionen so vertraut und wohl fühlen, dass Traditionen im Zusammenhang mit Weihnachten tatsächlich ein wesentlicher Bestandteil sind und dass das Leben im Alltag oft Überraschungen und Wendungen für uns bereit hält, so dass man sich einmal im Jahr für ein paar Tage ganz sicher sein möchte, was auf einen zukommt, während uns eine Stimme leise ins Ohr flüstert: Gewohnheit, Sitte & Brauch sind stärker als die Wahrheit.

Jetzt wollt ihr wissen, was Weihnachten mir persönlich bedeutet? Was Weihnachten für mich ist: Das Gefühl, dass sich die Welt für ein paar Tage etwas langsamer dreht.

 

Claudia Lekondra